Dienstag, 29. März 2016

Fernsehtipp: Blutiger Kongo



Das Wahljahr 2016 entscheidet über die Zukunft der Demokratischen Republik Kongo. Präsident Kabila darf nach 15 Jahren an der Macht nicht mehr antreten. Doch Regime und kleptokratische Elite verhindern mit allen Mitteln den drohenden Machtverlust. Der Film von Dietmar Klumpp und Bildern von mir dokumentiert die politische Situation vor den Wahlen und beleuchtet die ambivalenten Zusammenhänge von Regierung, UNO, Entwicklungshilfe, Bodenschätzen und Bürgerkrieg. Szenen aus der dortigen Lebenswirklichkeit sind sehr selten, denn das Land ist eines der isoliertesten und chaotischsten Länder der Welt.

Der Film zeigt die Herausforderungen von Martin Kobler, dem damaligen Chef der UN-Mission im Kongo. Er hat große Mühe die 15. Verlängerung des Mandats im Sicherheitsrat zu rechtfertigen. Eines seiner größten Probleme ist die schwierige Zusammenarbeit mit dem kongolesischen Regime. Unter anderem sabotiert es Friedensbemühungen im Bürgerkriegsgebiet. Das Kalkül des Regimes: Chaos stiften für den Machterhalt. Der Krieg im Osten des Landes ist eine­ riesige Tragödie. Er wütet schon seit über 20 Jahren und brachte millionenfachen Tod und Vertreibung. Dafür hat die Mission, einzigartig in der Geschichte der Vereinten Nationen, ein Kampfmandat. Force Commander Santos Cruz, der militärische Befehlshaber der Blauhelme, darf mit seiner Interventionsbrigade offensiv vorgehen. Doch trotz dieser Mittel steckt die teuerste und größte UN-Mission der Welt fest und trägt Mitschuld am herrschenden Chaos.
Ein Grund für diesen menschlichen Wahnsinn: Das Land platzt förmlich vor Schlüsselrohstoffen für unsere digitale Technik wie Handys und Computer. Die globale Gier nach diesen Bodenschätzen befeuert den Krieg und finanziert Rebellen und korrupte Soldaten. Uwe Näher von der Bundesanstalt für Geowissenshaften und Rohstoffen versucht, den unkontrollierten Abbau von Bodenschätzen transparent und nachverfolgbar zu machen. Eine schwere Aufgabe, denn die meisten Minen werden 'artisanal' von Kleinbergbauern betrieben. Mit reiner Muskelkraft graben sie nach dem, was der Markt verlangt - wie etwa nach Gold, das in Dubai illegal umgeschlagen wird.
Die Dokumentation wirft auch einen kritischen Blick auf die Entwicklungszusammenarbeit – denn der Kongo ist das größte Empfängerland deutscher Hilfe in Afrika. Direkt und indirekt fließen fast eine Viertelmilliarde Euro jährlich in das zentralafrikanische Land.
Vielleicht erinnert Ihr Euch noch an die Berichte über die Dreharbeiten vor ziemlich genau einem Jahr: Statt Postkarten
Potz Blitz!
Da schau her: Zivildienstleistender im Kriegsdienst

Wirklich spannend - die Arbeit und auch der Film. Wenn Ihr ihn sehen wollt: Morgen, Mittwoch, nach dem Spielfilm "Blood Diamond", um 22.55 Uhr auf kabel eins.